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„…wohl zu der halben Nacht…“

Blechbläsermusik gehört schon seit Jahrhunderten zu einem traditionellen Weihnachtsfest, schafft sie doch eine besinnliche Atmosphäre oder verleiht der (Vor-) Freude einen besonders festlichen Glanz inmitten der dunkelsten Zeit des Jahres.

In der kammermusikalischen Besetzung mit Trompeten, Hörnern, Posaunen und Tuba präsentierte die Bläserphilharmonie Osnabrück ein Kirchenkonzert zur Adventszeit. Dabei erklangen festlich-strahlende Barockwerke von Bach bis Purcell, mehrchörige Canzonen der Renaissance (Gabrieli) bis hin zu Bearbeitungen von Advents- und Weihnachtsliedern wie „Es ist ein Ros´ entsprungen“ – das vom schlichten Choral bis zur prachtvollen Canzona aus verschiedenen Perspektiven zu hören war – und gaben einen musikalischen Vorgeschmack auf jene besinnliche Zeit.

Konzerttermine- und -orte

Dienstag, 04. Dezember 2018, 19.30 Uhr
St. Johann, Osnabrück

 

Freitag, 14. Dezember 2018, 19.30 Uhr
Bergkirche, Osnabrück

Programm

Arvo Pärt (*1935)
Arbos


Michael Praetorius (1571-1621)
Partita über den Choral »Es ist ein Ros entsprungen« mit Text-Rezitation des Liedes
Jan Sandström (*1954) für Blechbläserquartett und Orgel
Robert Wilkinson (*1956) für Tubaquartett
Melchior Vulpius (1570-1615) Kanon für vier Stimmen
Roger Harvey (*1949) für Blechbläserquintett
Guido Rennert (*1973) für großes Belchbläserensemble

Henry Purcell (1659-1695), arr. John Iveson
Trumpet Tune and Air


Johann Sebastian Bach (1685-1750), arr. Robert King
Contrapunctus 1 aus »Die Kunst der Fuge«, BWV 1080


Giovanni Gabrieli (1557-1612)
Canzon primi toni a 8 aus »Sacrae Symphoniae«


Giovanni Gabrieli, arr. Philip Jones
Sonata pian’e forte aus »Sacrae Symphoniae«


Giovanni Gabrieli, arr. Robert King
Canzon a 12


Trad., arr. Roger Harvey
Away in a manger


Gustav Holst (1874-1934), arr. Roger Harvey
In the Bleak Midwinter


Johann Sebastian Bach, arr. Peter Reeve
Wachet auf, ruft uns die Stimme, BWV 645


Morten Lauridsen (*1943), arr. Lauridsen
O Magnum Mysterium

 

Zugabe:
Trad., arr. Roger Harvey
The First Nowell

Ausführende

Blechbläserensemble der Bläserphilharmonie Osnabrück
Christian Joppich, Orgel
Dennis Weh, Orgel
Jens Schröer, Leitung

Kooperationen

Evangelisch-reformierte Gemeinde Osnabrück
Oldenburgische Landesbank

Eine abendliche Schwejkiade

Jaroslav Hašek satirischer Roman „Die Abenteuer des braven Soldaten Schwejk“ um die Erlebnisse des böhmischen Hundehändlers Josef Schwejk im Ersten Weltkrieg gehört zu den unvergänglichen und zugleich amüsantesten Werken der Weltliteratur. Alles nimmt irgendwo in einer Prager Hinterhofgaststube mit einem blöden Kommentar Schwejks zum Tode des Kronprinzen Franz Ferdinand seinen Lauf und bringt den tollpatschigen Protagonisten über Umwege direkt an die Front, die er aber mit dem Glück des vermeintlich Einfältigen in letzter Sekunde vor dem Standgericht übersteht… Mit viel Witz und Phantasie erzählt Helmut Thiele einige schelmische Abenteuer, die zum Sinnbild des Widerstandes gegen jegliche Obrigkeit wurden. Man lacht über die Naivität des Protagonisten, über seine Einfältigkeit und seine absurde Sprachkomik. Aber so blöde ist der Schwejk nicht, auch wenn es ihm amtsärztlich attestiert wurde. Er hat vielmehr etwas Anarchistisches, Subversives an sich… und er ist es, der die Komik der Kriegshetze jener Zeit demaskiert. Hinzu kommen Auszüge aus der Schwejk-Oper Robert Kurkas für kleines Bläserensemble, die bisweilen den Tonfall Schwejks imitieren und mit vordergründiger Einfalt und grotesker Schlichtheit den abenteuerlichen Schwejkiaden unmittelbare Gestalt verleihen.

Konzerttermine und -orte

Fr, 24. Oktober 2014, 20.00 Uhr,
Lagerhalle, Café Spitzboden

Programm

Robert Kurka
»The Good Soldier Schweik Suite«, op. 22

Ausführende

Helmut Thiele, Sprecher
Bläserphilharmonie Osnabrück e.V.
Jens Schröer, Leitung

Zusammenarbeit

Thiele-Neumann-Theater
Lagerhalle e.V. Osnabrück
Büro für Friedenskultur der Stadt Osnabrück

Pressestimmen

„Szenische Lesung mit Livemusik lässt k. u. k. Monarchie kurzzeitig aufleben“
Neue Osnabrücker Zeitung, 27.10.2014

 

[…] Unter dem Titel „Also nach’ m Krieg um 6 Uhr Abend . . .“ wurde [eine szenische Lesung mit Livemusik] am Freitag als ein Beitrag der Veranstaltungsreihe „100 Jahre Erster Weltkrieg“ im Spitzboden der Lagerhalle aufgeführt. […] Im Internet war Schröer auf Noten des US-Komponisten Robert Kurka gestoßen. Der hatte aus Jaroslav Hašeks in den 1920ern entstandenem Romanfragment „Die Abenteuer des braven Soldaten Schwejk“ seine 1958 uraufgeführte Oper kreiert. Diese musikalisch-literarische Verbindung inspirierte Schröer und Thiele. Im Wechsel von Stücken aus Kurkas Opernsuite-Fassung und Thieles Vortrag einzelner Episoden wurde die untergegangene Welt der österreichisch-ungarischen k. u.k.Monarchie für zwei Stunden wiederbelebt. Überzeichnete Marschrhythmen, fröhliche Polkaklänge, vermischt mit schrägen Tönen, die an die Musik Kurt Weills erinnerten, gaben der Geschichte um den Prager Hundehändler Josef Schwejk in den Wirren des Ersten Weltkriegs den passenden Anklang. Mit seiner Mischung aus Naivität und Gewitztheit treibt der nämlich nicht nur Oberleutnant Lukasch in den Wahnsinn, sondern stillt auch die allzu weltliche Gier von Feldkurat Otto Katz nach Nussbranntwein oder betätigt die Notbremse auf der Eisenbahnfahrt ins südböhmische Budweis. Stimmlich schöpfte Thiele aus dem Vollen, verpasste dem braven Soldaten Schwejk den typischen böhmischen Zungenschlag, ließ Wirt Palivec über Kaiser und Erzherzog poltern. Dass sich Schwejk vor Kriegswirren und Standgericht retten kann, verdankt er nicht zuletzt seiner vordergründigen Einfalt. Wie es der Soldat aus dem Mund Thieles ausdrückte: „Melde gehorsamst: Ich denk überhaupt nicht.“