Scheinbar unendliche Weiten, erhabene Natur, pulsierende Großstadt-Geschäftigkeit… All das ist zumeist tief und hörbar in die Musik amerikanischer Komponisten geschrieben, die auf dem Programm dieses besonderen Konzerts stehen.
Di, 1. November 2011, 19:30 Uhr
Aula der Hochschule Osnabrück
Sa, 5. November 2011, 20:00 Uhr
Aula der Waldorfschule Evinghausen
Do, 10. November 2011, 20:00 Uhr
Forum des Burg-Gymnasiums Bad Bentheim
James Barnes
»Symphonic Overture« op. 80
David Bedford
»Sun paints rainbows on thevast waves«
Frank Bencriscutto
»Concertino for Clarinet and Band«
Allan Ware, Klarinette
Steve Reich
»New York Counterpoint«
PAUSE
Mark Camphouse
»Legacy for Brass and Percussion«
Bernard Gilmore
»Five Folksongs for Soprano and Band«
Frank Ticheli
»Sanctuary«
Nigel Hess
»East Coast Pictures«
Carol Saint-Clair, Sopran
Allan Ware, Klarinette
KonKlaChor der Musik&Kunstschule Osnabrück
Bläserphilharmonie Osnabrück e.V.
Jens Schröer, Leitung
Jeanne d´Art – eine Kulturstiftung für Jeannette
Stadtsparkasse Osnabrück
SOLARLUX Aluminium Systeme GmbH
Schwimmschule Armbruster/Lindenthal
„Neue Dimensionen“
Neue Osnabrücker Zeitung, 29.10.2011
Es geht turbulent zu. Die Partitur des Werkes „New York“ verlangt in fast allen Stimmen sehr schnelle Läufe, als wolle sie das geschäftige und niemals ruhende Leben einer Megametropole illustrieren. Im nächsten Stück, „Sanctuary“, herrschen ruhige, flächige Klänge und großes Pathos: Eindrücke aus einer Probe der Bläserphilharmonie Osnabrück, eine Woche vor ihrem Gründungskonzert am Dienstag um 20 Uhr in der FH-Aula. „Made in America“ heißt das Programm, mit dem sich das Orchester in der FH-Aula vorstellen will. Obwohl bei dieser Probe das Blech und das Schlagwerk nicht voll besetzt sind, klingt die Bläserphilharmonie wuchtig und kraftvoll. Beim Konzert, so erklärt der Dirigent Jens Schröer, werden dann etwa 55 Musiker mitspielen. Viele Studenten sind darunter, Musik- und Instrumentallehrer spielen mit, aber auch viele, die sich mit Musik nur in ihrer Freizeit beschäftigen. Für künftige Projekte kann das Orchester an fast allen Positionen noch neue Mitglieder aufnehmen. „Man sollte aber schon Orchestererfahrung mitbringen, weil die Literatur, die wir spielen, ja nicht die leichteste ist“, sagt Jens Schröer. Sein Orchester versteht er nicht als Konkurrenz zu Blaskapellen, da die Bläserphilharmonie ganz anderes Repertoire spiele. „Die Musik ist symphonisch geprägt. Man kann fast sagen, es ist eine Übertragung des romantischen Orchesterapparats auf das Blasorchester.“ Orchester dieser Form haben sich erst zur Mitte des 20. Jahrhunderts herausgebildet, typisch ist eine sehr umfangreiche Besetzung, die tiefes Holz und ein stark besetztes Schlagwerk einschließt. Der Kontrabass ist immer dabei, oft kommen auch das Klavier oder verschiedene Sonderinstrumente hinzu. Jens Schröer hat als künstlerischer Leiter ganz unterschiedliche Projekte geplant: Im Frühjahr ein Kirchenkonzert, im Sommer Open-Air-Konzerte mit Filmmusik, dann möchte er sich mit einem Chor für ein Konzert zusammentun. Solche Vielseitigkeit ist ihm wichtig, mit der Bläserphilharmonie will er „in neue Dimensionen der symphonisches Bläsermusik eintauchen“. Daher will sich Jens Schröer immer um inhaltlich spannende Konzeptionen und interessante musikalische Partner bemühen. Im Gründungskonzert sind der KonKlaChor, Klarinettist Allan Ware und Sopranistin Carol Saint-Clair dabei.
„Farbig schillernder Klang“
Neue Osnabrücker Zeitung 03.11.2011
Beim Gründungskonzert der Bläserphilharmonie Osnabrück werden ausschließlich Werke der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts gespielt, und zwar ausschließlich Originalkompositionen für die jeweiligen Besetzungen. So etwas gibt’ s selten, aber es ist äußerst hörenswert. Zumal das Orchester mit Jens Schröer einen sichtlich und hörbar versierten Leiter hat, dessen feinsinnigem und funktionalem Dirigat es homogen und genau folgt. Kleinere Unsicherheiten bei Intonation und Einsätzen sind insofern gern verzeihlich, als dass das Orchester insgesamt einen volumigen, gleichwohl aber farbig schillernden und transparenten Klang entwickelt und den anspruchsvollen spieltechnischen und interpretatorischen Erfordernissen der Werke gerecht wird. Chapeau! Amerikanisch, so belehrt das Programmheft mit Worten Leonard Bernsteins, bedeute in der Musik „weite, offene Klänge, raue Bläserakkorde, pulsierende Rhythmen und natürlich Jazz“. Man möchte hinzufügen: pompöser, großer Klang, selbstzufriedene Gemütlichkeit und die große Erzählung von Pioniertaten und Landschaft sowie die glanzvolle Faszination der Technik. Einen entsprechend großen Bogen schlagen die Musiker von der „Symphonic Overture“ von James Barnes, in der einsam sensible Soli mit fetzigem Blech dialogisieren, bis zu den „East Coast Pictures“ von Nigel Hess, mit deren farbiger Instrumentation am Schluss des Programms gleichermaßen noch mal ein mächtiges Klangpanorama der Neuen Welt vorgeführt wird. Mit Frank Tichels „Sanctuary“ zeigt die Bläserphilharmonie, dass sie auch die Sprache der leisen Klänge, der changierenden Klangflächen, des Aufbaus innerer Spannung auf hohem Niveau beherrscht und zu einem verklärenden Hymnus führen kann. Genauso imponierend wird Mark Camphouses „Legacy for Brass and Percussion“ zelebriert sowie Steve Reichs Minimalkomposition „New York Counterpoint“ durch den KonKlaChor der Kunst und Musikschule Osnabrück. Besondere Höhepunkte des Konzertes sind schließlich die stimmungs- und humorvollen drei Folksongs von Bernhard Gilmore, die Carol Saint-Clair mit ihrem jugendlich gebliebenen Sopran in ausgereifter Interpretation vorträgt, und natürlich das virtuose „Concertino for Clarinet and Band“ von Frank Bencriscutto, bei dem der Dienstjubilar des Tages, Allan Ware, die breite Ausdruckspalette seiner Klarinette zeigt und einmal mehr unter Beweis stellt, dass er nicht umsonst zum musikalischen Botschafter seines Landes berufen wurde.