„Bläserphilharmonie begeistert in Evinghausen“
Bramscher Nachrichten, 08.12.2013
Am vergangen Freitagabend standen zwei monumentale Sinfonien auf dem Programm. Mit der Sinfonie Nr. 3 des 2005 verstorbenen amerikanischen Komponisten Alfred Reed signalisierte Dirigent Jens Schröer, dass er seinem Ensemble auch höchste Ansprüche zutraut. Und zu Recht. Die drei ausladenden Sätze berauschen mit deklamatorischen Blecheinsätzen, epischen Holzbläserfarben, dichtem Klanggetümmel, imposanten Hornfanfaren und einem filmmusikalisch-amerikanischen Drive. Das um sechs Schlagzeuger und Kontrabass sowie Harfe und Klavier erweiterte Ensemble folgt ebenso präzise und leidenschaftlich dem Dirigat von Schröer. Die sechzig Musiker folgen im Pesante und Allegro Agitato des ersten Satzes jeder Ausdrucksnuance, jedem abrupten Wechsel, jedem Rubato und jedem Innehalten sehr homogen. Im zweiten Satz breiten die Musiker das sogenannte „Porazzi“-Thema Richrad Wagners elegisch aus und führen es durch klangschön chromatische und sich träumend verströmende Variationen. Auch die Doppelfuge des Schlusssatzes gelingt den Musikern mit treibender Verve und kontrapunktischer Transparenz. Auch im zweiten großen Werk des Abends, der Sinfonie „Herr der Ringe“ des 1953 geborenen Holländers Johan de Meij, kommt es dem Orchester zugute, dass es mittlerweile auf eine Reihe hochverlässlicher Solisten zurückgreifen kann, die ihre anspruchsvollen Parts souverän und intensiv gestalten; in diesem Konzert waren es vor allem Katrin Jansen an der Oboe und dem Englisch Horn, Alan Ware und Jan Andreas Kaufhold an der Klarinette und Simon Woltmann am Saxophon. Johan de Meijs musikalisches Herr-der-Ringe-Epos, ein bilderreiches programmatisches Werk, bezieht sich sehr genau und teilweise konkret illustrativ auf die Romantrilogie von J.R.R. Tolkien. Hier werden mit allem, was an orchestralen Möglichkeiten zu Gebote steht, Klanglandschaften gemalt, erhabene und heitere Stimmungen ausgegossen, Klagegesänge angestimmt, festliche Tänze gefeiert sowie schauerliche und liebenswerte Gestalten charakterisiert. Der Bläserphilharmonie Osnabrück gelingt eine stringente Interpretation mit imaginativer Kraft und vielen sowohl überraschenden als auch märchenhaften Momenten, die die Welt der Hobbits und Mittelerde mit vielen fast schon experimentellen Klängen lebendig machen. Großes musikalisches Kopfkino! Schade nur, dass bei diesem Konzert auf eine kurze einführende Moderation verzichtet wurde, in der zum Beispiel das Zauberer-Thema Gandalfs, die humorvolle Gemütlichkeits- und Schunkel-Pose der Hobbits, die grobe Ungelenkheit Gollums oder der dräuende Marschrhythmus der Wanderung in den Minen von Moria hätte vorgestellt werden können. Für weniger gute Kenner der Romanvorlage sicher eine sinnvolle Hörhilfe. Nach langem und begeistertem Applaus wurde das Publikum mit einem herrlichen Arrangement von „Elsas Prozession“ aus dem zweiten Aufzug von Richard Wagners Oper „Lohengrin“ verabschiedet. Bramsche und Umgebung und alle Freunde der Blasmusik dürfen sich freuen, dass mit diesem dritten Konzert eine kleine Tradition begonnen hat, die, so Dirigent Jens Schröer in seinen verabschiedenden Gruß- und Dankesworten, auch fortgeführt werden soll.