Diese Liebesgeschichte endet wie so oft in der Oper: tragisch. Doch sind nicht schicksalsschwere Verkettungen, Götterfluch oder Intrigen dafür der Grund. Es ist das ganz gewöhnliche Leben, das Mimì und den Dichter Rodolfo für eine kurze leidenschaftliche Liebe zusammenführt und das diese Verbindung an Mimis Tuberkulose, Rodolfos Eifersucht und der materiellen Not beider scheitern lässt. Rodolfo und seine Künstlerfreunde, der Maler Marcello, der Musiker Schaunard und der Philosoph Colline meistern trickreich ihr (Über-)Leben ohne Aussicht auf professionellen Durchbruch. Eine dauerhafte Liebesbeziehung findet darin keinen Platz, allenfalls, wie bei Marcello und seiner Geliebten Musetta, ein ständiger Kampf zwischen Hingabe und Entzweiung. Doch selbst dieser wird Rodolfo und Mimì versagt, da Mimis Leben vor der Zeit endet. Keinen Ausschnitt des adeligen oder großbürgerlichen Lebens, sondern die ganz alltägliche Härte des prekären Daseins inmitten der schillernden Weltstadt Paris wollten Puccini und seine Librettisten Giacosa und Illica mit La Bohème darstellen. Henri Murgers populäre Kunstlerszenen, 1845 als Zeitungsroman in mehreren Fortsetzungen erschienen, bot dafür die geeignete literarische Grundlage. Mit naturalistischen Illustrationen und großen melodramatischen Szenen fand Puccini zu einer zur Zeit der Uraufführung 1896 hochmodernen kompositorischen Erzählweise und schuf ein Werk, das bis heute das Opernpublikum auf der ganzen Welt für sich einnimmt. Zum ersten Mal am Theater Osnabrück inszeniert der junge niederländische Regisseur Floris Visser.