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La Boheme

Diese Liebesgeschichte endet wie so oft in der Oper: tragisch. Doch sind nicht schicksalsschwere Verkettungen, Götterfluch oder Intrigen dafür der Grund. Es ist das ganz gewöhnliche Leben, das Mimì und den Dichter Rodolfo für eine kurze leidenschaftliche Liebe zusammenführt und das diese Verbindung an Mimis Tuberkulose, Rodolfos Eifersucht und der materiellen Not beider scheitern lässt. Rodolfo und seine Künstlerfreunde, der Maler Marcello, der Musiker Schaunard und der Philosoph Colline meistern trickreich ihr (Über-)Leben ohne Aussicht auf professionellen Durchbruch. Eine dauerhafte Liebesbeziehung findet darin keinen Platz, allenfalls, wie bei Marcello und seiner Geliebten Musetta, ein ständiger Kampf zwischen Hingabe und Entzweiung. Doch selbst dieser wird Rodolfo und Mimì versagt, da Mimis Leben vor der Zeit endet. Keinen Ausschnitt des adeligen oder großbürgerlichen Lebens, sondern die ganz alltägliche Härte des prekären Daseins inmitten der schillernden Weltstadt Paris wollten Puccini und seine Librettisten Giacosa und Illica mit La Bohème darstellen. Henri Murgers populäre Kunstlerszenen, 1845 als Zeitungsroman in mehreren Fortsetzungen erschienen, bot dafür die geeignete literarische Grundlage. Mit naturalistischen Illustrationen und großen melodramatischen Szenen fand Puccini zu einer zur Zeit der Uraufführung 1896 hochmodernen kompositorischen Erzählweise und schuf ein Werk, das bis heute das Opernpublikum auf der ganzen Welt für sich einnimmt. Zum ersten Mal am Theater Osnabrück inszeniert der junge niederländische Regisseur Floris Visser.

 

Die Bläserphilharmonie Osnabrück wirkt als italienische Banda in ihrer Funktion als Bühnenmusik in dieser Produktion des Theaters Osnabrück mit.

Fotos: Jörg Landsberg

Konzerttermine und -orte

Spielzeit 2013/2014
Theater Osnabrück

Programm

Giacomo Puccini
»La Boheme«

Ausführende

Musikalische Leitung: Andreas Hotz
Inszenierung: Floris Visser
Bühne/Kostüme: Dieuweke van Reij
Lichtdesign: Alex Brok
Choreinstudierung: Markus Lafleur
Dramaturgie: Ulrike Schumann

Chor, Extra- und Kinderchor des Theaters Osnabrück
Osnabrücker Symphonieorchester
Bläserphilharmonie Osnabrück e.V.

Zusammenarbeit

Theater Osnabrück

Pressestimmen

„Wenn Tod und Armut auf dem Speisezettel stehen“
Online Musik Magazin, 30.09.2013

 

Chor-, Extra- und Kinderchor, der Banda, den spielfreudigen Gesangssolisten, dem spannungsreich und detailliert in Tempo und Dynamik gestaltenden Osnabrücker Sinfonieorchester gelingt unter der einfühlsamen, den Schmelz der Musik auskostenden Leitung von Andreas Hotz’ ein packender, anrührender Opernabend. Allen voran Lina Lius anrührende Charakterisierungskunst. Ihr vollmundiger, warm grundierter Sopran weiß mal schlank, mal in leichtem Vibrato zu schillern und zugleich mit leisen, silbrig zerbrechlichen Tönen die Krankheit und Todesnähe Mimìs zu verkörpern. Susann Vent stellt mit spritzigen, glockenreinen Koloraturen die ebenso verführerische, kapriziöse Musetta dar. Gastsänger JunHo You gibt einen allzu jugendlich kraftvollen, leicht metallisch gefärbten Dichter Rodolfo. Daniel Moon ist ein stimmlich flexibel charakterisierender Maler Marcello, Jan Friedrich Eggers ein geradezu buffonesk selbstverliebter Musiker Schaunard. Shadi Torbeys tiefgründiger Bass verkörpert den philosophierenden Colline. […] Die Inszenierung überzeugt durch ausgesprochen stimmige, auf einander abgestimmte Interpretation, Spielfreude, gesangliche Präsenz und anrührende musikalische Gestaltung.

Ins Herz geschrieben

»Das will ich mir schreiben in Herz und in Sinn,
dass ich nicht nur für mich auf Erden bin,
dass ich die Liebe, von der ich lebe,
liebend an andere weitergebe.«

 

Ein Kindergebet. So schlicht, unbedarft und doch so lieblich, so innig – beseelt vom tiefsten Kern des Menschen: Der Liebe. Wer von ganzem Herzen liebt, gibt sie nach allen Kräften weiter, dass auch der Nächste davon zehrt. Jene Liebe bleibt demnach nicht allein. Sie muss in die Welt hinaus, zum Anderen hin … sie schafft sich ein »wir«. – Sich dies in Herz und Sinn zu schreiben, von ganzer Seele zu lieben, mit allen Kräften und von ganzem Gemüt, führt zum wahren Menschsein. Jene Liebe ist ihr, der Musik, ebenso ins Herz geschrieben. So besonders in James Barnes dritter Sinfonie, seiner »tragischen «, die vom bitteren Verlust seiner Tochter, gleichsam aber auch von der beglückenden Geburt seines Sohnes erzählt und das Herz berührt. Ebenso Stephen Melillos großartige musikalische Metapher »Flucht aus Platons Höhle«, in der das Platonsche Höhlengleichnis uns mittels Musik Ohren und sinnbildlich Augen öffnen soll, das Licht zu suchen und diesem hoffnungsvoll zu folgen … Ein beseelter Abend mit Musik, die zur Herzensangelegenheit für Hörer und Spieler wird.

Konzerttermine und -orte

Sa, 17. März 2012, 19:30 Uhr,
St. Katharinen, Osnabrück

 

So, 18. März 2012, 18:00 Uhr,
St. Petri, Melle

Programm

Alfred Reed
»Alleluia! Laudamus te«

 

Stephen Melillo
»Flucht aus Platons Höhle«

1. Die Nachricht des Mannes (Das zerbrechliche Herz)

2. Die Höhle, das Ringen und der Mann aus dem Licht

3. Flucht … ins Licht!

 

Frank Ticheli »Sanctuary«

 

James Barnes Sinfonie Nr. 3, op. 89, die »Tragische«

1. Lento

2. Scherzo. Allegro Moderato

3. (Für Natalie) Mesto

4. Finale. Allegro Giocoso

Ausführende

Bläserphilharmonie Osnabrück e.V.
Jens Schröer, Leitung

Sponsoren

Kreissparkasse Melle

Pressestimmen

„Ins Herz geschrieben“
Meller Kreisblatt, 19.03.2012

 

Nein, es war kein Unterhaltungsprogramm, sondern eine Zusammenstellung von neuer, klassischer Musik für Blasorchester, die die überwiegend jungen Musiker vorstellten. „Sie werden eine Vielzahl verschiedener Klänge, mal laut und mal leise, traurig und euphorisch hören“, führte der Kontrabassist des Orchesters, Daniel Sieverding, in den Abend ein. Weiter sagte er: „Diese Musik ist mit Herzblut geschrieben, und sie soll ins Herz gehen.“ Und so lautete dann auch der Titel des Konzertabends „Ins Herz geschrieben“. Diejenigen Konzertbesucher, die sich auf neue und auch ungewohnte Klänge einlassen konnten, erlebten einen Hörgenuss der Extraklasse. „So etwas Beeindruckendes haben wir noch nie gehört“, war etwa das Fazit eines Paares, das eher zufällig in das Konzert geraten war. Von der Piccoloflöte bis zu den Pauken waren alle Instrumente inklusive eines modernen Schlagwerkes, Stage-Piano und Harfe im Altarraum der Kirche versammelt. Und es wurde auch laut, sehr laut, eigentlich eher für einen großen Konzertraum geeignet als für eine Kirche. Aber auch meditative wie von weit her klingende, fast sphärische Klänge ließen den Zuhörern immer wieder Zeit für Momente der stillen Besinnung. Das Programm umfasste Werke von Alfred Reed (1921–2005), Stephen Melillo (geb. 1957), von Frank Ticheli (geb. 1958) und James Barnes (geb. 1949). Sinfonische Werke, ein Lobgesang auf Gott, moderne Metaphern und Musik der Einkehr boten viel Raum, sich auf moderne Klänge einzulassen, die zuweilen an Wagner oder Humperdinck, aber auch an Filmmusik denken ließen, dann aber überraschend anders als alles zuvor Gehörte daher kamen. Alle denkbaren Klangerlebnisse zauberten die Blech- und Holzbläser, gepaart mit der Schlagzeuggruppe von den Pauken bis zu Triangel und Röhrenglocken. Einen Hochgenuss fürs Auge bot der Dirigent und Gründer der Bläserphilharmonie als souveräner Leiter, der seine über 50 Musiker mit Überblick und absolut sauberer Schlagtechnik durch das Programm leitete. Eine Zugabe mit Namen „Herzchakra“ schenkte er dem begeistert applaudierenden Publikum in der gut besuchten Petrikirche.

 

 

„Reiz der sinfonischen Blasmusik“
Neue Osnabrücker Zeitung, 19.03.2012

 

Musik für große Bläserbesetzungen stellt hohe Anforderungen an die Ausführenden. Auf der anderen Seite verzichten die Komponisten in aller Regel auf Experimente oder gar klangliche Provokationen – das schmeichelt den Ohren der Zuhörer. Stimmt die Qualität der Ausführung, steht dem Erfolg nichts im Wege, wie nun beim Konzert der Bläserphilharmonie Osnabrück in St. Katharinen. 60 Musikerinnen und Musiker unter der Leitung von Jens Schröer präsentierten einen Querschnitt durch die aktuelle Literatur, die sich einerseits auf kirchliche Wurzeln bezieht, wie in Alfred Reeds „Alleluja, laudamus te“, andererseits ihre Anknüpfungspunkte im Außermusikalischen sucht – Programmmusik nennt sich das seit dem 19. Jahrhundert. Stephan Melillos setzt dabei durchaus philosophische Vorbildung voraus: Seine „Flucht aus Platons Höhle“ bezieht sich auf das Höhlengleichnis. Fagott und Horn fangen die bedrückende räumliche Enge der Höhle ein, wohlige Mollklänge scheinen dagegen soziale Wärme zu kennzeichnen. Die aufwühlende „Flucht ins Licht“ findet schließlich ihre Entsprechung in permanenter klanglicher Unruhe. James Barnes reflektiert in seiner 3. Sinfonie den Tod eines seiner Kinder – in Fragemotiven, brutalen Dissonanzen. Das „Scherzo“ klingt nach sardonischem Gelächter in irrem Schmerz – öffnet aber auch den Weg zu Frieden und Hoffnung. Das fordert die schlüssige Interpretation durch den Dirigenten, setzt aber auch solistische Fähigkeiten einzelner Spieler voraus – die das Publikum mit begeistertem Applaus bedenkt.